Dürfen Kommunisten träumen?

war das Motto eines der Räume im Palast der Republik. Aber der ist ja schon lange abgerissen.Also der Reihe nach: Das Philosophen-Duo Marx und Engels weist uns den Weg am heutigenWandertag zum Humboldtforum: Wer auf die Schlosskulisse zugeht, erwartet dahinter einSchloss und keinen cleanen Zweckbau, da werden wir Opfer unserer eigenen Vorstellung. Unsstürzt das in größere Verwirrung als erwartet. Zum einen, weil die Sphären nicht getrennt sind:Auch innen gibt es immer wieder barocke Einlagen. Zum anderen weil das nachgebaute Alte jagenauso neu ist wie das Neue. Immerhin gibt es echte Überbleibsel aus dem Palast der Republik.Hier hängen die berühmten Lampen, dort weisen Schilder den Weg oder hängen eben jenemonumentalen Bilder wie das von Lothar Zitzmann.

Zuerst gehen wir in den ersten Stock, in die Ausstellung "BERLIN GLOBAL". Interaktivaufbereitet, inhaltlich werden Bögen in zeitlicher Perspektive geschlagen. Wenig Überraschendes.Danach geht es für uns in den 2. Stock zur Ethnologischen Sammlung. Besonders beeindrucken unsdie riesigen Boote aus Papua-Neuguinea. Nur die Benin-Bronzen fehlen noch, werden erst imSommer 2022 dazukommen, wenn überhaupt. Ihre Herkunft ist im Gegensatz zu der vieleranderer Werke aus den ehemaligen Kolonien eindeutig: Sie schmückten einst den Königspalastdes damaligen Königreichs Benin im heutigen Nigeria. Die allermeisten der mehreren tausendStücke wurden 1897 bei einer britischen Strafexpedition geplündert und von London aus aneuropäische Museen verkauft. Rund 1100 Bronzen gelangten als Ankäufe nach Deutschland,allein 440 nach Berlin, das sich damit die zweitgrößte Sammlung weltweit sicherte. Doch dieBronzen, sorgen immer wieder für exemplarisch Debatten darüber, wie westliche Museen undnun auch das Humboldt-Forum mit ihrem kolonialen Erbe umgehen. Ihr Besitz ist legal, abernicht legitim. Spannend.

Wir beenden unseren Wandertag mit einem Blick von der kolossalen Dachterrasse mit einemüberwältigenden Blick auf Berlin- und auf Marx und Engels. Die Urväter des philosophischenKommunismus sollen in 3 Jahren übrigens wieder an ihren alten Ort und Richtung Osten blicken- dann mit dem Humboldtforum im Rücken.

Martina Denda, 12.01.2022