Woher wissen wir, dass wir nicht alles nur erträumen?

„Ich träumt´, ich war ein Schmetterling; plötzlich erwachte ich und war wieder ein Mensch. Nun weiß ich nicht: War ich jetzt ein Mensch, der träumte, er sei ein Schmetterling oder ein Schmetterling, der gerade träumt, er sei ein Mensch?“

Diese kleine, verzwickte Geschichte des chinesischen Philosophen Zhuangzi hat es definitiv in sich. Woher weiß ich, wer ich bin? Kann es wirklich sein, dass ich alles nur erträume?

So unrealistisch und absurd die Vorstellung eines Schmetterlings auch sein mag, der gerade träumt, er sei ein Mensch, so wissen wir nicht, was wirklich ist.

Wir klammern uns zumeist an das, was wir kontrollieren, kategorisieren, messen und planen können und somit einen vermeintlichen Wirklichkeitsgaranten darstellt. Doch es gibt auch Situationen, in denen uns solche Einordnungen nicht weiterhelfen. Denn optische Täuschungen, Illusionen oder gar Zaubertricks führen den Menschen immer wieder hinters Licht. Teilweise sind wir uns solchen Täuschungen dann überhaupt nicht bewusst – wir verwechseln Sein und Schein, Fakt und Fiktion.

Es könnte also durchaus vorkommen, dass wir alles nur erträumen oder permanenten Täuschungen unterworfen sind.

Inwiefern kann man sich auf seine Wahrnehmungen verlassen? Und sind die Dinge wirklich so wie wir sie wahrnehmen? Ein Hund oder ein Pferd nimmt die Welt sicherlich ganz anders wahr als wir. Und auch ein Kleinkind wird die Dinge anders sehen. Wer nimmt nun die wirkliche Welt wahr? Und gibt es eine solche subjektinvariante Realität überhaupt? Inwiefern ist es möglich Wahrheiten trotz unterschiedlicher Sinneswahrnehmungen aufzustellen?

Mit all diesen Fragen beschäftigt sich die Erkenntnisphilosophie schon seit vielen Jahrhunderten.

Sei es Platon, der um 400 v.Chr. den Weg zur objektiven Wahrheitserkenntnis durch seine Ideenlehre aufstellte oder Descartes, der Jahrhunderte später alle nicht sicheren und fraglichen Ansichten in Zweifel zog, um zu einem festen philosophischen Fundament zu gelangen, das von allen fälschlichen Überzeugungen befreit ist. Die Vorstellung, dass unser Leben womöglich eine bloße Illusion sein könnte und die Frage nach der einen, objektiven Realität sind auch heute noch präsent und bringen so manch einen an den Rand der Verzweiflung.

In seinem Text „Probleme der Philosophie“, der 1967 in Frankfurt am Main erschienen ist, befasst sich Bertrand Russel mit divergierenden Auffassungen von Objekten, die durch unterschiedliche Perspektiven und Betrachtungsweisen hervorgerufen werden. In strukturierter Form beschreibt der Philosoph in einem assoziativen Verfahren den Weg von sicheren zu zweifelhaften Aussagen, da die Erkenntnis durch die Sinne letztendlich doch nicht über die Wirklichkeit urteilen könne 

Im ersten Abschnitt (Z.1-7) stellt Bertrand Russell zunächst die These auf, dass aus gleicher Betrachtung, beispielsweise durch die gleiche Ausgangssituation oder den gleichen Ort, dieselbe Auffassung von Objekten resultieren müsse. Hierzu zieht er ein Beispiel heran: Er beschreibt sich selbst aus seinem Fenster blickend bei der Betrachtung von Bäumen, Himmel, Wolken und der Sonne. Seiner Ansicht nach liege die Sonne 150 Millionen Kilometer von ihm entfernt und gehe jeden Tag dank der Erdumdrehung auf und unter (vgl. Z. 3-6). Im Folgenden stellt er dann die These auf, dass „jeder andere Mensch, der in diesem Moment in (s)ein Zimmer käme, all das genauso sehen würde“ (Z.6f). Bertrand Russell geht somit zu Beginn seiner Ausführungen auf identische Auffassungen von Objekten durch jedes beliebige menschliche Subjekt ein. Hierbei macht der Philosoph keinerlei Einschränkungen.

Im zweiten Abschnitt (Z. 8-21) vertieft Russell diese These und beginnt ferner unterschiedliche Betrachterstandpunkte und Lichtverhältnisse in seine Ausführungen mit einzubeziehen. Am Beispiel seines Schreibtisches, welchen er aus kurzer Entfernung anschaut, führt Russell exemplarisch seine Überlegungen aus.  Mit ironischem Unterton betont Russell, wie irrelevant die Frage nach solchen einfachen Betrachtungen sei. Denn natürlich müsse jeder Mensch dasselbe sehen. Andernfalls müsse man am „gesunden Menschenverstand zweifeln“ (Z.9). Mit der Aussage, dass darüber doch wohl kein Zweifel bestehe (vgl. Z.11) oder der nachfolgenden rhetorischen Frage „(o)der etwa doch?“ (Z.12) untermalt Russell um ein Weiteres die Eindeutigkeit einer solchen Aussage. Allein mit seinen Sinnen und trotz seiner Brille könne er ganz sicher sagen, dass der Schreibtisch rechteckig sei und eine braune, hellglänzende Oberfläche habe (vgl. Z.13f). Ähnlich wie im vorliegenden Abschnitt verdeutlicht er wieder, dass das „auch jeder andere bestätigen (müsse)“ (Z.15). Aussagen über zum Beispiel die Beschaffenheit eines Gegenstandes o.Ä. sei somit durch die Wahrnehmung des Menschen definierbar und sicher zu bestimmen.

Durch den Ausruf „aber halt!“ (Z. 16) beginnt Russell nun an seiner anfangs aufgestellten These Zweifel zu äußern. Durch eine nähere und längere Betrachtung fiele im nun auf, dass die Farbe des Tisches, nicht wie anfangs beschrieben, uneinheitlich sei. Er erkennt, dass sich zum Beispiel die Farbverteilung auf (s)einem Tisch je nach Betrachterstandpunkt und Lichtverhältnis verändere. Dennoch schreibt er dieser Beobachtung keine Relevanz zu, was durch den Ausruf „was soll´s“ (Z.19) deutlich wird. Diese Irrelevanz vertieft er durch das Bild eines Malers, der durch seine Tätigkeit darauf achten müsse, den Tisch gleichmäßig zu bemalen. Durch das Beispiel des Malers begrenzt Russell die Notwendigkeit einer sicheren Erkenntnis auf verschiedene Tätigkeitsbereiche und untermalt somit die Irrelevanz objektiver Wahrheitserkenntnis in für ihn unwichtigen Situationen.

Im dritten Abschnitt (Z. 22-34) beginnt Russell seine Hauptthese zu falsifizieren, indem er die Urteilskraft mittels der Wahrnehmung und Empirik in Frage stellt.

Seine für ihn zunächst irrelevant erscheinende Beobachtung greift er nun durch den Ausruf „(t)rotzdem, interessant ist es doch!“ (Z.22) wieder auf. Er begreift nun, dass durch unterschiedliche Perspektiven „jeder diesen braunen Schreibtisch etwas anders sieht“ (Z.22f). Durch diese subjektive Auffassung könne niemand „mit letzter Sicherheit“ (Z.24) sagen, wie der Schreibtisch nun beschaffen sei. Anders als im ersten Abschnitt unterscheidet der Philosoph nun bei solchen empirischen Beobachtungen, denn farbenblinde Menschen müssten beispielsweise eine andere Auffassung von Gegenständen haben. Somit beginnt Russell mit einer Differenzierung, die er zuvor nicht für nötig hielt. Er erkennt die Möglichkeit „selbst einem Irrtum aufgesessen“ (Z.26f) zu sein. Russel geht im Folgenden dann über die Frage der Farbverteilung des Schreibtisches hinaus. Mit der Betrachtung der Oberfläche offenbart sich ein ähnliches Problem. Es fällt außerdem auf, dass der Philosoph seine Beobachtungen über den Schreibtisch nun im Irrealis aufführt, da diese keine eindeutigen Aussagen mehr darstellen.

Bei der Betrachtung der Oberfläche führt er nun (neben der Perspektive) ein weiteres Merkmal ein. Er differenziert hierbei durch eine Betrachtung des Tisches in Nähe und Distanz. In distanzierter Betrachtung und mit dem bloßen Auge sei der Tisch eben und glatt (vgl. Z.29f), doch durch ein Mikroskop wird ein viel detaillierter Blickwinkel offenbart, der nun den Tisch möglicherweise uneben und holprig zeigen würde.

Russell stellt nun die Frage, ob eine Behauptung über die Beschaffenheit des Tisches nun noch zulässig wäre, auch wenn sie nur durch das bloße Auge erscheine. 

Im letzten Abschnitt (Z.35-45) zieht der Philosoph noch ein weiteres Bewertungskriterium hinzu. Russell betrachtet die Form des Tisches und erkennt auch hier schnell, dass der gedankenlose Glaube daran, dass der Tisch rechteckig sei durch eine genauere Betrachtung verworfen werden müsse. Durch eine differenzierte Beobachtung aus sowohl Distanz als auch Nähe ließe sich keine einheitliche Aussage finden. Er könne somit „seine rechteckige Gestalt in Wirklichkeit niemals genau sehen“ (Z.39).

Trotz dieser zahlreichen Feststellungen, die seiner Hauptthese der rein empirischen Erkenntnis widersprechen, zieht Russell weiterhin die Wahrnehmung als Auffassungsnotwendigkeit von Objekten heran, obwohl diese „nichts über das wahre und wirkliche Aussehen“ (Z. 42) verriete.

In dem letzten kleinen Absatz seines Exzerpts bezieht sich Bertrand Russell noch einmal auf seine anfänglichen Ausführungen. Er erkennt, dass wir Menschen uns ein Bild von Objekten durch unsere Wahrnehmung machen und meistens über eine genauere Betrachtung gar keine Gedanken verlieren würden. Somit sei die Frage nach objektiver Wahrheitserkenntnis eher hintergründig. Trotzdem solle man sich bewusst sein, dass die Sinne nicht immer das wirkliche Bild abzeichnen würden, was durch seinen abschließenden Satz „und wie unsere Erfahrung beweist, klappt das in der Regel ganz gut“(Z.45) leicht angedeutet wird. Denn die Erfahrung liefert meist ein zwar grobes, aber ausreichendes Bild unserer Welt.

Bertrand Russell liefert mit seinen Aussagen über die „Problem der Philosophie“ keine wirklichen Antworten auf die Probleme der Erkenntnisphilosophie. Trotz der Widerlegung seiner Hauptthese, dass trotz subjektiver Wahrnehmungen identische Auffassungen von Objekten existieren können, gibt der Philosoph keinen Ansatz für die Antwort der einen echten und richtigen Auffassung des Objektes. Russell beschreibt zwar, dass die Erkenntnis durch die Perspektive, Nähe und Distanz verzerrt werden kann und die Aufstellung der eigenen Wahrheit durch die subjektive Betrachtung nicht legitim sein kann, scheint diese Beobachtungen aber dennoch für irrelevant zu halten. Auch wenn die Empirik manchmal täuschen könne, sei diese laut Russell meistens wahr und man könne sich auf diese berufen. Russell lässt sich nach der Untersuchung seiner Gedanken als Empirist beschreiben, welcher einem induktiven Erkenntnisprozess zustimmt.

 

Im Gegensatz zu den Aussagen von Bertrand Russell stehen die beiden Rationalisten Platon und René Descartes. Beide Philosophen berufen sich bei dem Weg zu objektiver Wahrheitserkenntnis auf die Ratio.

Während Platon mit seiner Ideenlehre die Wahrnehmung als notwendig zur Wiedererkennung der Ideen bezeichnet, zweifelt Descartes alles Sinnliche an und beruft sich einzig und allein auf das mit der Seele gekoppelte Denkvermögen.

Beide Philosophen schaffen einen Dualismus, der bei Platon aus Ur- und Abbildern und bei Descartes aus Körper und Seele besteht.

Um zu verstehen wie Platon und Descartes zu ihren divergierenden erkenntnisphilosophischen Ansichten gelangen, hilft es zunächst einen Blick auf die drei Gleichnisse (Sonnen-, Linien und Höhlengleichnis) zu werfen.

In diesen drei Gleichnissen beschreibt Platon den Weg zur Erkenntnis. Er geht zunächst von einer anfänglichen Trennung der Sinnes- und Ideenwelt aus. Letztere wird  durch die Idee des Guten beherrscht und ermöglicht somit alle Erkenntnis und Existenz erst ermöglicht aus und nimmt im darauffolgenden Liniengleichnis eine weitere Hierarchisierung der Bereiche vor. Während im ersten Gleichnis, dem Sonnengleichnis, die Idee des Guten den Ursprung alles Seins darstellt, zeichnet sich diese im Liniengleichnis als voraussetzungsloses Prinzip jeglicher Existenz ab und wird durch Vernunftstätigkeit charakterisiert. Platon entwirft hier weitere Abstufungen der Bereiche, indem er die Seele in vier Abschnitte teilt, die durch Undeutlichkeit und Deutlichkeit gekennzeichnet werden. Die sinnliche Wahrnehmung und das Meinen haben einen geringeren Wahrheitsanspruch als der Verstand, der beispielsweise Prinzipien der Mathematik enthält oder die über allem stehende Vernunft.

Im darauffolgenden Höhlengleichnis beschreibt Platon nun den Aufstieg der Seele von den vergänglichen Abbildern in der Sinneswelt zum voraussetzungslosen Sein in der Ideenwelt. Dieser Aufstieg stellt einen philosophischen Bildungsprozess dar, den Platon mit dem Weg aus der Unbildung in der Abbildwelt in die geistreiche Ideenwelt verdeutlicht. Ein solcher Aufstieg ist nur mittels des Verstandes möglich.

In dem Abriss dieser drei Gleichnisse wird klar, wie wichtig die Ratio in den Ausführungen Platons ist. Die Erkenntnis oder die Bildung kann nur durch die Berufung auf den Verstand funktionieren, da sinnlich wahrgenommene Objekte nur die Abbilder der Ideen darstellen.

Die rechteckige Form des Schreibtisches, die Russell erkennt, wäre auf Platon bezogen die sinnliche Wahrnehmung in der Abbildwelt. Russell glaubt, dass der Tisch rechteckig ist. Mittels des Verstandes und mathematischer Prinzipien würde diese Überlegung nun geprüft werden. Es könnte dann durchaus vorkommen, dass nach eingehender Untersuchung keine Rechteckigkeit bewiesen werden kann und somit die Sinne getäuscht haben. 

Ähnliche Überlegungen stellt auch René Descartes auf, der sich durch seine radikalen Zweifel an allen nicht sicheren und fraglichen Dingen ausschließlich auf die Seele verlassen kann. Diese ist mit dem Verstand gekoppelt und stellt den einzigen Garanten für die Wahrheit dar. Descartes stellt nämlich die Hypothese auf, dass die Sinne uns permanent täuschen können oder wir gar alle Geschehnisse nur erträumen. Ferner könnte es einen bösen Dämon geben, der uns zu jederzeit versucht zu täuschen. Einzig und allein ein Gedanke könne nicht angezweifelt werden: und zwar, dass ich zweifle. Und weil zweifeln dem Denken sehr nahe ist, muss ich die ganze Zeit denken, somit also existieren. Descartes stellt diese Überlegungen als archimedischen Punkt in den Mittelpunkt all seiner Gedanken. Mit dem weltberühmten Ausruf „cogito ergo sum“ beschreibt Descartes somit, dass auf nichts außer dem eigenen Zweifel und der Tatsache des eigenen Denkprozesses Verlass ist.

Descartes nimmt hierbei eine radikale Trennung der Seele und des Körpers vor, welche man als Dualismus bezeichnet. Ähnlich wie Platon entwirft der Philosoph zwei unterschiedlich Welten, bei der nur die Seele und die Auffassungen durch den Verstand einen Wahrheitsanspruch haben.

Zu den Gedanken Russells würden sowohl Platon als auch Descartes erwidern, dass die Berufung auf die sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung trotz offensichtlicher Täuschung der Sinne über die Wirklichkeit nicht zulässig, dementsprechend nicht wahr sein könnte. Russell betrachtet zwar die Phänomene unterschiedlicher Perspektiven, von Nähe und Distanz, zieht aber niemals den Verstand bei der Betrachtung der Objekte hinzu.

Dennoch bin ich der Meinung, dass Platon und Descartes bei der Beschränkung auf den Verstand und ihrem Rationalismus einen Fehler begehen. Es mag zwar sein, dass die Sinne uns beispielsweise durch optische Täuschungen austricksen oder dass das Abbild einer Sache nicht der Sache selbst entspricht. Platon jedoch setzt mit seiner Ideenlehre ein Verständnis aller Objekte voraus, bevor diese überhaupt in Erscheinung treten konnten. Er behauptet, dass das Bild eines Apfels beispielsweise schon vor der Betrachtung des Apfels selbst in der metaphysischen Ideenwelt, die übrigens ohne jegliche Belege vorausgesetzt wird, existiert. Doch wird nicht eigentlich der Begriff des Apfels selbst erst gebildet, nachdem wir mehrere Äpfel gesehen haben und diese durch den Verstand einer bestimmten Kategorie zuordnen können?

Platon trennt durch seinen Dualismus von Ur-und Abbild die Eigenschaften des Apfels von der Form oder dem Bild des Apfels in mehrere Ebenen. Die Eigenschaften des Objektes sind jedoch eng verknüpft mit dem Objekt selbst, da diese das Objekt erst zu dem machen, was es ist. Demnach nehme ich zuerst den Apfel durch die Sinne wahr und ordne ihn mit Hilfe meiner Verstandestätigkeit ein, um zu einer Erkenntnis zu gelangen. Diesen Zusammenschluss der Sinnlichkeit und des Verstandes übergeht Platon vollends.

  

„Gedanken ohne Inhalt sind leer. Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“

Dieses vorliegende Zitat aus der Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant veranschaulicht den Sachverhalt sehr treffend.

In der Analogie von inhaltslosen Gedanken veranschaulicht Kant, dass etwas, dass ich betrachte ohne Kategorisierung und Einordnung nicht erfasst werden kann. Der Gedanke selbst ist des Weiteren ohne den Inhalt überhaupt nicht existent, da der Inhalt genau das ist, was den Gedanken ausmacht. Dementsprechend lässt sich ein Objekt ohne einen Begriff überhaupt nicht einordnen. Das Zitat zeigt sehr schön, wie Sinnlichkeit und Verstand zusammenhängen: Die Sinne können die Anschauungen nicht einordnen, genauso wenig kann der Verstand die Anschauungen erblicken. Verstand und Sinne müssen gekoppelt sein, damit eine Erkenntnis resultieren kann.

Dadurch, dass vor allem Descartes in seinen erkenntnistheoretischen Überlegungen völlig auf die Sinne verzichtet, bleibt es für den Verstand unmöglich Objekte wahrzunehmen, da durch die radikale Trennung von Seele und Körper keinerlei Anschauungen aufgefasst werden können.

Es erscheint also sehr wichtig zu sein, einen Mittelweg zwischen der Berufung auf die Sinne und der Berufung auf dem Verstand zu finden.

Um nun auf die eingangs gestellten Fragen der Erkenntnisphilosophie zurückzukommen, vor allem hinsichtlich der Unterscheidung von Schein oder Sein, Fakt und Fiktion, kann ich nach meinen Überlegungen nie sicher sein, was mich eigentlich umgibt.

Bin ich gerade ein Schmetterling, der träumt ein Mensch zu sein oder umgekehrt, es lässt sich keinen schnelle Antwortauf die Frage finden. Mögen es die Sinne sein, die mich permanent täuschen oder ein unendlicher Traum, den ich lebe. Trotzdem bin ich gespannt, in welche Welt ich mich morgen hineinträumen kann. Denn gerade diese unterschiedlichen Wahrnehmungen und Gefühlseindrücke sind es doch, die das Leben so interessant gestalten und den Menschen zum zweifeln anregen. Wichtig ist es, sich nicht an den Rand der Verzweiflung treiben zu lassen und dann womöglich wie Descartes in völliger Isolation zu leben. Es gibt nämlich keine subjektinvariante Realität oder übergeordnete Wahrheit, die uns durch einen objektiven Betrachter niedergelegt werden kann. Durch unsere individuellen, subjektiven Beobachtungen könnten wir nämlich zu einer solchen Welt niemals Zugriff haben. Diese eine Wahrheit ist nur ein Konstrukt, welches wir Menschen  uns selbst gebildet haben, aber niemals zugänglich sein kann. Wir sind nun mal keine Maschinen, die sinnliche Täuschungen durch eingelebte Prinzipien aufdecken können, sondern ganz einfache Menschen, die unterschiedlich fühlen, erfahren und eben auch wahrnehmen und sich anhand mathematischer und physikalischer Prinzipien ein solches Konstrukt der Wahrheit aufgebaut haben, an dem wir uns alle orientieren können. Doch auch diese Prinzipien geben keine Antwort auf alle Fragen. Denn ob ich nun mein Leben lang träume, dass zwei mal zwei gleich vier ergibt oder diese Gesetzmäßigkeit in der Realität anwende. Ich weiß nicht, ob ich der Schmetterling oder der Mensch bin.