Die Gewinner*innen des Schreibwettbewerbs 2023

„Kommt ein Vogel geflogen…“

„Kommt ein Vogel geflogen

Und berichtet von Nationen

Die sich bekriegten, einander besiegten

Mit Munition Menschen vertrieben

Doch in unsren Ohrn klingts leider

Wie geschrieben“

(Yuuki Gürtler, Klasse 11)

 

An unserem diesjährigen Schreibwettbewerb zum Thema ′Naturlyrik′ nahmen über fünfzig Schüler*innen der Klassenstufen 5 – 11 teil. Besonders engagierten sich dabei die Jahrgangsstufe 11 sowie die Klassen 9 – 10.

Wir danken allen Schüler*innen für eure vielen, unterschiedlichen, lustigen und originellen, besonders aber auch berührenden und nachdenklich stimmenden Gedichte sowie allen Lehrer*innen, die deren Entstehung im Unterricht angeregt und begleitet haben. Euer Engagement hat die Wichtigkeit des Themas bestätigt: In Zeiten des Klimawandels und des Kriegs müssen wir uns Sorge machen um das Ende der Natur und der Menschlichkeit. Und wir wollen an die Schönheit und Kraft der Natur und des Friedens erinnern, ohne die wir nicht leben könnten. Dies habt ihr mit euren ganz eigenen Stimmen getan, mit jedem einzelnen Gedicht.

Dieses Jahr wurde der Schreibwettbewerb vollständig vom Leistungskurs Deutsch der Jahrgangsstufe 11 entworfen, geleitet und juriert. Wir danken allen Schüler*innen des Leistungskurses für ihr Engagement und ihre wachen und klugen Entscheidungen.

Auch im nächsten Jahr, so haben wir im Fachbereich Deutsch entschieden, möchten wir den Schreibwettbewerb beibehalten, dabei aber zu der Gattung ′Epik′, genauer zu Kurzgeschichten, zurückkehren, um das lebendige Erzählen wieder in den Vordergrund zu rücken.

Unten können die Platzierungen in den einzelnen Klassenstufen sowie die prämierten Gedichte und die Begründungen der Jury nachgelesen werden.

Wir wünschen uns allen einen strahlenden Sommer voll Dankbarkeit und Einsatz für unsere Natur und ein friedliches Miteinander.

Für den Fachbereich Deutsch: Susanne Schrimpf

 

Gewinner*innen des Schreibwettbewerbs 2023

Klassen 5 – 6 (Jury: Paulina S., Sally Y.)

  1. Luisa v. Z.: Eine besondere Freundschaft
  2. Mara H.: Vogelgesang
  3. Sasha E.: Das Mädchen mit dem Vogel

 

Klassen 7 – 8 (Jury: Emily B., Lili P., Viktoria B.)

  1. Finia G: Untertauchen
  2. Helena P: Das Naturduett
  3. Pauline V.: Der Kreislauf des Lebens

 

Klassen 9 – 10 (Jury: Yuuki G., Caroline v. J., Janka Z., Mia B., Emma J.)

  1. Hadi C: Käme doch ein Vogel geflogen
  2. Leni H.: Schwarz- weißes Ungeheuer
  3. Eliana B.: Das traurige, stille Lila

 

Jahrgangsstufe 11 (Jury: Mateo v. F., Melodi S., Emily R., Lina B., Johanna K.)

  1. Yuuki G.: Wie geschrieben
  2. Caroline v. J.: Verwüstetes Land
  3. Paul B.: Nachts

 

 

 

 

 

 

 

 

Gedichte/ Begründungen der Jury

Klassen 5 / 6

Luisa v. Z.: Eine besondere Freundschaft

Der Uhu fliegt über den langsam schmelzenden Schnee,

bald wird er wieder wachsen, der Klee.

Und niemand ist da, der mit ihm spielen kann,

wie auf einem Boot ein einsamer Mann.

Plötzlich erspäht er Fußabdrücke von einem anderen Tier:

„Will dieses Wesen wohl etwas von mir?“

Doch dann sieht er es, schüchtern und klein,

und es war wie er - ebenfalls allein.

„Hallo kleiner Kuckuck“ sprach er zu ihm,

und während er das sagte, spürte er, dass sie werden könnten ein starkes Team.

„Hallo kleiner Uhu“ sagte er zurück,

und während sie miteinander sprachen, lag in der Luft Glück.

Plötzlich reckte sich ein Grashalm empor,

und keiner der beiden Vögel den Blickkontakt zu ihm verlor.

„Das ist der Beginn unserer Freundschaft“ sprach der Uhu aus, was beide dachten,

dann sahen sie sich in ihre vor Freude strahlenden Augen und lachten.

Uhu und Kuckuck flogen nebeneinander her,

von nun an waren sie allein Nimmermehr.
 

Begründung der Jury:

Das Gedicht stellt einen Ausbruch aus der Einsamkeit dar, da das Lyrische Ich vom Uhu und dem Kuckuck erzählt und darüber, wie sie sich anfreunden. Besonders in den Strophen fünf und sechs wird der Beginn der Freundschaft deutlich, indem sich die Vögel wie Menschen miteinander unterhalten. Sprachliche Bilder, wie in Vers vier und zwölf, machen das Gedicht anschaulich. Es ist zudem klar strukturiert: Alle neun Strophen beinhalten zwei Verse, das Gedicht lässt sich in zwei Sinnabschnitte einteilen: Im ersten lernen sich die beiden Vögel kennen, im zweiten freunden sie sich an.

 

Mara H.: Vogelgesang

Kommt ein Vögelchen daher,

seine Art entzückt mich sehr.

Setzt sich leise auf mein Dach

und mustert mich - ganz wach.

 

So sitzt sie auf dem Dach, die Meise.

Sie piepst ganz hoch und manchmal leise.

Auf Bäumen lässt sie sich gern nieder

und singt ganz helle Vogellieder.

 

Sie singt über ihr sonniges Leben

und auch über Gottes heiligen Segen.

Sie singt auch über ihre Wut

und über das, was ihr leid tut.

 

Doch nun fliegt sie weg,

wie ein Wirbelsturm, so keck.

Und während sie wegfliegt sieht man mich flehen,

denn bald möcht ich sie wiedersehen.

 

Sie ist ein Hellsinger für alle Zeit

und ich fühl mich auf einmal ganz befreit,

denn wenn Vögel ihre Lieder singen,

möcht man in die Lüfte springen.

 

Begründung der Jury:

Das Gedicht handelt von einem Vogel, der symbolisch für Wohlbefinden steht, und dem lyrischen Ich, das sich nach diesem Vogel sehnt. Es bewundert den Vogel, da dieser sich glücklich fühlt und seinen Emotionen Ausdruck verleiht. „Vogelgesang“ besteht aus fünf Strophen à vier Versen und überzeugt durch eine gelungene Rhythmik, die durch den Paarreim unterstützt wird. Emotionen wie Wut, Leid und Sehnsucht bringen Tiefgründigkeit mit sich. Etwas mehr sprachliche Bilder hätten das Gedicht bereichert.

 

Sasha E.: Das Mädchen mit dem Vogel

Es war einst ein Vögelchen,

das kam geflogen.

Und ein kleines Mädchen,

mit wie kirschroten Kleidern.

 

Das Vögelchen, so neugierig es war,

flog zum Mädchen,

das war doch klar.

 

Das Mädchen erschrak und wollte gerade springen,

da fing die Stimme des Vogels an zu klingen

wie ein Sonnenschein am Morgen

wie wenn eine Glocke erklingt

so wie wenn Blumen einen Windhauch abbekamen.

So berührten die Töne auch das Mädchen.

 

Sie spürte, dass der Vogel nur Gutes wollte,

sie nahm den Vogel auf ihre Hand,

und führte ihn durchs Menschenland.

 

Denn der Vogel war von weit her

Durch Tann und Ficht zu ihr gekommen,

denn sie war sein Traum.

 

Begründung der Jury:

In „Das Mädchen mit dem Vogel“ gibt es einen schönen Bezug zur Natur, wie in Vers vier und in der dritten Strophe, wenn die Natur durch Vergleiche dargestellt wird. Dadurch entstehen sprachliche Bilder, die den Zusammenhang von Mensch und Natur unterstreichen und  dem Thema gerecht werden. Emotionen wie die Sehnsucht nach Freude oder Glückgefühle bewirken die nötige Tiefe. Eine etwas gleichmäßigere Rhythmik hätte die Qualität noch erhöht.
 

Klassen 7 – 8

Finia G.: Untertauchen

Und noch einmal untertauchen,

dort hinein ins tiefe Nichts,

hör kaum mehr als Meeresrauschen,

fühl kaum mehr als kalte Gischt.

 

Ach, könnt ich doch noch länger bleiben,

ohne Luft und ohne Licht,

meine Sorgen nicht mit dir teilen,

hier gibt es kein wir,

hier gibt es nur mich.

 

Doch wenn ich dann doch atmen muss,

weil das nur für einen Moment geschah,

und auftauche aus dem schwarzen Fluss,

dann ist all das Verdrängte wieder da.

 

Man sieht angekettet zu,

wie die Menschheit versagt,

während sie Schritte in die falsche Richtung wagt,

nach Geld jagt,

um Liebe fragt

und sich wieder nur über Kleinigkeiten beklagt.

Hey, hat euch denn niemand Bescheid gesagt,

dass der Wald unaufhaltsam glüht,

der Himmel in Strömen weint,

die Erde angsterfüllt zittert

und der Schnee schmilzt viel zu schnell?

Doch auch ich bin schuld,

denn hier im See so aktuell

ist die Versuchung groß

das alles zu vergessen,

denn wenn ich hier so untertauche

wirkt das alles doch wieder so fern.

 

Und noch einmal untertauchen,

dort hinein ins tiefe Nichts,

hör kaum mehr als Meeresrauschen,

fühl kaum mehr als kalte Gischt.

 

Doch genau das ist der Fehler,

den wir alle machen,

Augen zu,

wir laufen einfach davon,

auch wenn wir wissen,

dass wir so nicht weit kommen.

Wir denken,

wir können das sowieso nicht alles schaffen,

also fangen wir gar nicht erst an.

Niemand will den ersten Schritt machen

und so kommt niemand voran.

Also geht die Sonne morgen wieder auf,

steigt hoch und höher,

scheint und wärmt.

Doch ich frag mich, wie lange das noch geht,

schließlich haben wir doch nichts dazu gelernt.

 

Und noch einmal untertauchen,

dort hinein ins tiefe Nichts,

hör kaum mehr als Meeresrauschen,

fühl kaum mehr als kalte Gischt.

 

Wenn ich wieder auftauche,

höre ich diesen einen Vogel,

der mich jeden Morgen weckt.

Doch so sehr ich ihn auch suche,

ich weiß nicht,

wo er sich versteckt.

Ich würde ihn so gern verstehen,

welche Nachricht singt er da?

Ist er so sorglos wie ich denke,

oder weiß er von der Gefahr?

Wahrscheinlich nicht.

 

Einmal Vogel sein.

Einfach mit den Flügeln schlagen und davonschweben,

aufleben,

unbekannte Ufer anstreben,

sich ganz und gar der Freiheit hingeben,

nicht mehr festkleben,

nur noch in Hier und Jetzt leben.

 

Die Sorge der Menschen teilt kein Vogel,

auch wenn die Größte ihn betrifft.

Schließlich wird er mit uns sterben,

wenn die Natur es tut,

denn das ist unser aller Gift.

 

Und noch einmal untertauchen,

dort hinein ins tiefe Nichts,

hör kaum mehr als Meeresrauschen,

fühl kaum mehr als kalte Gischt.

 

Begründung der Jury:

Das Gedicht überzeugt vor allem durch seine Tiefgründigkeit: Es übt Kritik am Verhalten der Menschheit innerhalb der aktuellen Klimakrise, wobei es sowohl auf den Menschen als Individuum als auch auf die gesamte Gesellschaft eingeht. Diese Botschaft wird mit zahlreichen sprachlichen Mitteln verbildlicht und verdeutlicht. Ein besonders prägendes Element ist der ′Refrain’, der dem Gedicht eine gewisse Struktur verleiht. Die zum Teil vernachlässigte Rhythmik kann auf die Zerstörung und Verwüstung zurückgeführt werden, die in dem Gedicht thematisiert werden.

 

Helena P.: Das Naturduett

Kommt ein Vogel geflogen

durch die laue Morgenluft.

Er wird ganz vom Wind gewogen

in dem zarten Frühlingsduft.

 

Kommt der Vogel, lässt sich nieder

auf den kühlen, nassen Stein,

singt ein Liedchen und schon wieder

muss er ganz alleine sein.

 

Nur der Bach, der hört ihm zu,

stimmt wage in das Lied mit ein.

Mit sanftem Rauschen, ganz in Ruh,

wird‘s ein Duett im Sonnenschein.

 

Dieses wunderschöne Lied

trägt nun der Wind mit sich,

lässt‘s erklingen im Gebiet

und findet so auch Dich.

 

Begründung der Jury:

Das Gedicht zeichnet sich durch eine besonders klare Struktur und Rhythmik aus, die gekonnt mit dem Inhalt verknüpft sind und ein harmonisches Gesamtbild schaffen. Die Sprache ist durch eine besondere Bildhaftigkeit gekennzeichnet. Die Botschaft des Gedichts wird dem Leser nicht direkt präsentiert, sondern ist zwischen den Zeilen versteckt.

 

Pauline V.: Der Kreislauf des Lebens

Auf einer großen Wiese steht ein mächtiger Baum,

alt und runzlig zugleich.

Für Tiere bietet er mächtig viel Raum,

die Blätter schimmern weich.

 

Ein Vogelschwarm kommt, und setzt sich nieder,

ins große Baumgeäst.

Sogleich putzen sie ihr Gefieder,

und bauen bald ein Nest.

 

Das Weibchen legt dann schon die Eier,

und brütet fleißig aus.

Die Eltern fliegen irgendwann über den Weiher,

zum Futterholen raus.

 

Die Jungvögel aber zwitschern und piepen,

bis sie die Nahrung kriegen,

und sie werden auch weiter solange fiepen,

bis sie selbst schon fliegen.

 

Begründung der Jury:

Das Gedicht weist eine klare Struktur und eine größtenteils ersichtliche Rhythmik auf. Der Inhalt stimmt insofern mit dem Titel überein, als die Handlung aufeinander aufbaut und in einem übergeordneten Kreislauf mündet. Die Botschaft hätte etwas vertieft werden können.

 

Klassen 9 – 10

Hadi C.: Käme doch ein Vogel geflogen

Käme doch ein Vogel geflogen…

Aus dem verkorksten Wald,

irgendwas läuft hier gewaltig falsch,

vielleicht fühlt sich der Vogel nur gestört,

vom Ungeheuer, das die Natur zerstört.

 

Bäume fällen und verbrennen,

sieh nur, wie die Tiere vor ihm wegrennen,

vom Ungeheuer, das sich an ihrer Heimat vergreift.

Und gibt drauf keinen Sch**ß!

 

Die Meere verdreckt,

an seinem Müll der Fisch verreckt,

es gibt vor ihm kein Versteck,

vom Ungeheuer, das Poseidon im eigenen Reich verdrescht.

 

„Ich schnall es jetzt,

ich weiß nämlich, was du meinst,

das Ungeheuer, das die Natur zerreißt,

welches 'Die Menschheit' heißt."

 

Begründung der Jury:

Das Gedicht erzählt von der Zerstörung der Natur durch ein "Ungeheuer". Dieses " Ungeheuer" entpuppt sich der letzten Strophe als der Mensch. Durch die Umgangssprache schmückt Hadi das Gedicht nicht unnötig aus, stattdessen beeindruckt er durch seine brutal- ehrlichen Beschreibungen. Gerade durch diese Sprache schafft er Bewusstsein für ein zentrales Problem unserer Zeit.

 

Leni H.: Schwarz-weißes Ungeheuer

Es wallet, es windet, es brauset, es rauscht.

Und wie besessen ich Windböen lauscht.

Es woget, es schwappet, es wallet, es bricht,

ein Donner grollt, in Ferne ein Licht.

 

Es wanket, es schwanket, es flackert schon leicht.

Das Licht erlischt, der Mond bescheint seicht,

wie Wellen das Schiff gegen Felsen hin jagen.

Es stürmet, es windet, die Kräfte es tragen.

 

Es segelt, es flieget, es schnattert, es schreit.

Ein Vogel, so weiß, in der Dunkelheit.

Und ebenso hell, das weiß-grelle Licht.

Es stottert, es fallet und dann ganz erlischt.

 

Wie Holz, das splittert, so bricht nun auch dies.

Es wallet, es zornet, nimmt sich einen Spieß,

durchbohrt diesen Körper, das Herz und das Licht.

Die wogenden Kräfte erkennt’s einfach nicht.

 

Es pfeifet, es zischet, es schneidet, es heult.

Das Segel zerrissen, das Holz ganz verbeult.

Es wanket, es weinet, es trauert so sehr,

denn in diesem Zorn erkennt’s sich nicht mehr.

 

Verdrossen, bekümmert, von Schulden geplagt,

versucht es, am Anfang noch etwas verzagt,

Stück für Stück, nun bald mit Vergnügen,

die Teile des Schiffes zusammenzufügen.

 

Es gluckset, es kichert, es schäumet, es lacht.

Das Tun, das macht Spaß, wer hätt‘ es gedacht?

Die andere Seite von innen heraus,

die mag es nicht, schließt sie gerne aus.

 

Die Stimmung, sie bröckelt, das Lachen erlischt

Und weiß erstrahlt erneut seine Gischt.

In seinen Fängen das gläserne Grün,

das hat es schon viel zu viel hier geseh’n.

 

Es woget, es wanket, will sie gern zerreißen,

zu tausend gegen die Felsen dort schmeißen.

Ihr müsst ihm verzeih’n, es kann nichts dafür,

denn ihr seid die grausamen Monster hier.

 

Es lachet, es zornet, der Sturm zieht herauf.

Die Welle erbebt, schlägt gerne da drauf,

auf euch und auch dieses Plastik-Gemäuer.

Denn es ist ein schwarz-weißes Ungeheuer.

 

Es weinet, es zornet, der Sturm zieht herauf.

Die Welle erbebt, schlägt nicht gern da drauf.

Und doch sieht sie auch euer Plastik-Gemäuer,

und es ist ein schwarz-weißes Ungeheuer.

 

Es wallet, es windet, es brauset, es rauscht.

Und wie besessen ich Windböen lauscht.

Es woget, es schwappet, es wallet, es bricht,

ein Donner grollt und im Meer ein Gesicht.

 

So traurig, so schön, von zwei Seit‘ geplagt.

Und die See sich eigentlich selbst nicht gern mag

 

Begründung der Jury:

In dem Gedicht “Schwarz weißes Ungeheuer“ beschreibt Leni die Geschichte von einem Ungeheuer und einem Schiff. Dieses - schwarz weiße- Ungeheuer steht sinnbildlich für das Meer, das zwiegespalten ist zwischen wilder Zerstörung und milder Fröhlichkeit. Charakteristisch für das Gedicht ist der aufzählende, pointierte Stil. Der erste Vers jeder Strophe ist eine Aufzählung. Durch die verschiedenen Verben werden die Kraft und Vielseitigkeit der Natur widergespiegelt. Diese Sprache verleiht dem Gedicht einen ganz eigenen Stil.

 

Eliana B.: Das traurige, stille Lila

traurige stille

leere fülle

lila, oben und unten

tiefe im versumpften

der wahre, ruhige spiegel

das traurige, stille Lila

 

möchte fort

von diesem ort

zu etwas heiterem

zu etwas weiterem

 

denn beim schreiben

muss ich bleiben

kann nicht fort

von diesem ort

 

die traurige stille

die leere fülle

ich bin gefangen

kann nicht entkommen

ich komme wieder

zum traurigen, stillen Lila

 

Begründung der Jury:

In dem Gedicht „das traurige, stille Lila“ nähert sich Eliana der Naturlyrik von einer anderen Seite, denn sie beschreibt die Natur des Menschen. Das lyrische Ich ist in dem Gedicht an einen traurigen, stillen Ort gefesselt. Charakteristisch für diesen Ort ist die Farbe Lila. Positiv aufgefallen ist uns, wie sehr Form, Sprache und Thema zusammenpassen. So sind die erste und die vierte Strophe sehr ähnlich aufgebaut und beschreiben den traurigen, stillen, lilafarbenen Ort. In diesen Strophen reimt sich fast nichts und auch der Rhythmus ist getragen. Die zweite und dritte Strophe drücken hingegen den Fluchtwillen des lyrischen Ich aus. Hier werden sinnvollerweise Paarreime und kurze Strophen genutzt. Auch der Rhythmus ist bewegter und unterstützt den Fluchtgedanken. Besonders auffällig ist die Kleinschreibung im Gedicht: Dieser Ausbruch aus den Regeln der Rechtschreibung unterstützt den Wunsch des lyrischen Ich, ausbrechen und fliehen zu können.

 

Oberstufe / Klasse 11

 

Yuuki G.: Wie geschrieben

Kommt ein Vogel geflogen

Und beschreibt das Geschehen

Wir probieren zu begreifen

Doch könns leider nur verstehen;

All das mag an unsrer Natur liegen

 

Denn in unsren Ohrn klingts leider

Wie geschrieben

 

Kommt ein Vogel geflogen

Und berichtet von Nationen

Die sich bekriegten, einander besiegten

Mit Munition Menschen vertrieben

 

Doch in unsren Ohrn klingts leider

Wie geschrieben

 

Kommt ein Vogel geflogen

Und erzählt vom Vergangenen

Von Massen, die Taten

Was andere ihn' Sagten

Ihnen folgten und Mitmenschen erstachen;

Mann, das ist nicht übertrieben

 

Doch in unsren Ohrn klingts leider

Wie geschrieben

 

Kommt ein Vogel geflogen und erzählt von all dem

Berichtet von dem Übel und den Taten, die wir sehen

Wir sehen Schmerz anderer Menschen

Die wir lieben

probieren, all das zu fühlen

 

Doch um ehrlich zu sein, klingt das alles

Wie geschrieben

 

Begründung der Jury:

Yuukis Gedicht spricht an, dass Krisen nicht zu verstehen und die Gefühle der Betroffenen nicht nach empfunden werden können, wenn man als außenstehende Person nur die Nachrichten schaut. Er widmet sich in seinem Gedicht ganz der Natur der Menschen und deren hässlicher und gewaltsamer Seite. Die Bildlichkeit und Rhythmik des Gedichtes stehen sehr klar im Zusammenhang miteinander.

 

Caroline v. J.: Verwüstetes Land

Kommt ein Vöglein geflogen, leis,

sein Gefieder schimmert perlweiß.

Im Winde sieht man ihn schweben,

über den Resten vergangenen Lebens.

 

Vor dem Tag der alles verschlang,

der alles Leben niederrang,

boten Häuser Heimat und Schutz,

nun starre Skelette, es bröckelt der Putz.

 

Das Rathaus voll Ordner, gelocht und sortiert,

kaputt, zerbombt, sein Ende datiert.

Es wurde genehmigt, geeinigt, gestritten,

bis es sein grausam Schicksal erlitten.

 

Die Schule voll Kinder, laut und bunt,

nun regnet Asche auf schwarzen Grund.

Wo einst die Stimmen weit gehört,

ist es verstummt, geleert, zerstört.

 

Kalte Ruinen, die nach Wärme flehn,

Wird das Vöglein hier je wieder Leben sehn?

 

Begründung der Jury:

Das Gedicht von Caroline überzeugt durch die Darstellung der durch Kriege zerstörten Natur und Umgebung. Sie beschreibt einen schönen Moment in dem Vers „Die Schule voll Kinder, laut und bunt“ (V.13), den sie im Vers danach sofort widerlegt: „nun regnet es Asche auf schwarzen Grund“ (V.14). Ihr Gedicht zeigt einen tiefen Einblick in die Verletzlichkeit der Natur. Es vermittelt zugleich die Sehnsucht nach Hoffnung, die der Vogel repräsentiert.

 

Paul B.: Nachts

Abends, wenn ich durch den Wald schreite,

Verloren in Gedanken nur an Sie

Beruhigt mich allein die Grüne Weite,

Erfüllt mit Leben und Euphorie.

 

Die Knospen des Frühlings in prächtigen Farben,

Bedecken die Wiesen mit zarten Gaben,

Baumkronen erstrahlen im schwindenden Licht,

bevor die blaue, kühle Nacht anbricht.

 

Der Tag geht nun zur Neige, doch meine Gedanken haften an mir fest.

 

Ein sanfter Wind lässt Gras und Blätter tanzen,

sie schweigen in luftigem Takt,

um einen gescheiten Rat will ich sie bitten,

und doch sind es nur Pflanzen.

Hübsch anzusehen, keine Frage,

doch wenig hilfreich am lichten Tage.

 

Wenn jedoch die Nacht erblüht,

Der Mond selbst die scheusten Gedanken verführt

und sich im Geruch des Moses die Probleme aufdrängen, 

findet man die Lösung hin und wieder unter den hölzernen Strängen.

 

Die Nacht ist nun da, in Melancholie,

und endlich habe ich Zeit zum Weinen.

 

Hoch im Baumwipfel sitzend, die Sterne betrachtend,

überdenke ich meine Situation, aus allen Perspektiven beachtend.

Man kommt sich unbedeutend vor, wegen des riesigen Firmaments,

doch jedes Leben zählt.

 

Tröstend hält mich jeder Busch, jeder Strauch, jedes Kraut,

fast spüre ich ihren pulsierenden Herzschlag auf meiner sanften Haut,

empfindlich umfasst es meine Glieder und langsam,

langsam erringe ich meine Fassung wieder.

 

Begründung der Jury:

Das Gedicht von Paul Balzer hat uns überzeugt, weil es starke Emotionen anhand von Naturbetrachtungen ausdrückt: Zum einen beschreibt er die Schönheit des Tages und zum anderen die Melancholie und Größe der Nacht, in der er die Fassung verliert und sich klein und unbedeutend fühlt. In dem Gedicht werden viele stilistische Mittel genutzt, die die Emotionen, die das Gedicht vermitteln soll, unterstützen und verstärken.