Unsere Schüler gehen auf Spurensuche nach dem Schicksal Dieter Wohlfahrts

„Niemand lebt [jedoch, die Verf.] nur im Augenblick. In unseren persönlichen Erinnerungen erkennen wir, wer wir sind, und wodurch wir uns von anderen unterscheiden.“[1] Jubiläen üben eine besondere Faszination aus, sich zu erinnern.

 

 

Anlässlich der 50. Wiederkehr des 9. Dezember 1961 und in Fortsetzung der Beschäftigung mit den Folgen des Mauerbaus für unsere Schule hatten es sich Maximilian Brill, David Bui, Hannes Kachel und Jan Oppermann, Schüler des Abiturjahrganges 2012 aus einem Grundkurs Geschichte des 3. Semesters, zum Ziel gesetzt, die Erinnerung an Dieter Wohlfahrt zum Vorschein zu bringen. Sie forschten dazu im Landesarchiv Berlin in den Original-Polizeiakten der (West-)Berliner Polizei und in den Akten der Senatskanzlei des damaligen Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt. Als Glücksfall stellte sich zudem heraus, dass den Schülern der damalige Augenzeuge und Fluchthelfer, Karl-Heinz Albert, für ein Zeitzeugengespräch zur Verfügung stand.

 

 

Nach Auswertung des gesamten Materials stand für die vier Schüler und die Schule fest, dass wir Dieter Wohlfahrt für sein selbstloses und mutiges Handeln auch 50 Jahre nach dem Mauerbau ein Denkmal setzen wollten. Denn die Berliner Mauer mag gefallen und der Schmerz der Teilung geschwunden sein, doch das Hervorbringen von Zivilcourage und das Eintreten für die Freiheit bleibt uns auch heute dauernde Verpflichtung. In einer Gedenkfeier gedachten wir daher am 9. Dezember 2011 seinem mutigen und selbstlosen Eintreten für die Freiheit anderer. Als Höhepunkt der Veranstaltung enthüllten der Gesandte der Republik Österrich in Deutschland, Herr Dr. Klaus Famira, und Dieter Wohlfahrts Fluchthelfer, Herr Karl-Heinz Albert, gemeinsam mit Maximilian Brill eine Gedenktafel zu Ehren Dieter Wohlfahrts. Unserem ehemaligen Schüler Dieter Wohlfahrt bewahren wir ein ehrendes Andenken.

Th. Koch

 


[1] Etienne François, Hagen Schulze, Deutsche Erinnerungsorte. Eine Auswahl, München 2005, S. 7.