Workshop „Jugend in der DDR“ – Besuch von zwei Zeitzeugen an der Bertha

Am Freitag, den 23.03.2024, wurden wir, zwei zehnte Klassen, der Leistungskurs Geschichte und Politik sowie ein Grundkurs Politik, von Nadja Klier und Ingo Hasselbach im Rahmen eines von der Konrad-Adenauer-Stiftung angebotenen Workshops zum Thema ,,Jugend in der DDR – Brüche und Umbrüche“ bei uns an der Schule besucht. Beide weckten durch ihre spannenden Lebensläufe unser Interesse.

Ingo faszinierte uns vor allem durch seine anschaulichen Erzählungen darüber, wie er – nachdem er in der DDR als Punk kriminalisiert wurde und zweimal für längere Zeit im Gefängnis saß, unter anderem aufgrund des einfachen Spruches ,,Die Mauer muss weg’’ und einem Fluchtversuch – zum Neonazi wurde und den inoffiziellen Titel ,,Führer von Berlin’’ bekam. Er schaffte nach einigen Jahren jedoch den Austritt mithilfe von Personenschutz und einer neuen Identität und hilft mittlerweile auch Anderen mithilfe seiner gegründeten Organisation ,,Exit’’ beim Ausstieg aus extremen Gruppierungen.

Als Tochter der systemkritischen Theaterschauspielerin und Regisseurin Freya Klier berichtete uns Nadja ebenfalls davon, wie es für sie war, in der DDR aufzuwachsen. Nachdem ihre Mutter und ihr Stiefvater im Januar 1988 wegen ihrer Kritik an der DDR festgenommen wurden und in Untersuchungshaft kamen, wurde Nadja im Rahmen der darauffolgenden Ausbürgerung ihrer Mutter und ihres Stiefvaters ebenfalls von einem Tag auf den anderen ausgebürgert, was für Nadja völlig überraschend und ohne Vorankündigung geschah. Sie sah ihre Mutter erst auf der anderen Seite der Mauer in West-Berlin wieder. Sie zeigte uns außerdem sehr anschaulich, wie die Stasi arbeitete und welche Mittel sie dabei nutzte. Auch ihre Mutter und sie wurden stark überwacht, wobei teilweise mehr als 75 Stasi-Spitzel auf sie angesetzt waren, weshalb sie uns ihre Gefühle darüber sehr intensiv vermitteln konnte.

Insgesamt hat uns der Workshop sehr deutlich gezeigt, wie sich ‚extremere‘ Lebensgeschichten in der DDR abspielten und wie Gefängnis, Schule und ‚Anderssein‘ sich zu heute unterschieden haben. Es war eine sehr lehrreiche und interessante Erfahrung und auch diejenigen von uns, die schon einiges über das Leben in der DDR wussten, bekamen neue Einblicke durch die eher außergewöhnlichen Geschichten der beiden.

Text von Magda von Open, Tané Richter, Arthur Fischer und Janik Hartmann (10c)