Skifahrt 2020

Unsere Reise beginnt in Berlin. Bei absoluter Dunkelheit sammeln sich 21 Schüler und Schülerinnen um zwei mysteriöse Gestalten. Bald treten sie endlose Wanderungen zwischen Keller und Parkplatz an, geleitet von ebendiesen Gestalten, die sich später als Herr von Leupoldt und Frau Werner entpuppen. Die Schüler schleppen Skier und Schuhe, Helme und Stöcke. Und endlich steigen sie ein, während nebenan der Unterricht beginnt. Der Bus fährt durch Sachsen und durch Bayern, wo er einem McDonalds die Ehre erweist – „Keine Burger und Pommes im Bus!“ Wir kommen nach Tirol, in Innsbruck liegt noch kein Schnee. Das letzte Stück des Weges führt über Serpentinen, die wir mit Horrorgeschichten von Busunglücken ausschmücken, sodass wir die Ankunft nur umso mehr herbeiwünschen.

Oben, in Axamer Lizum, einem Tourismus-Hotspot mit 16 Einwohnern, sehen wir dann endlich den ersten Schnee dieses Jahres. Nach dem Ausladen und Einrichten geht es ins gegenüberliegende Hotel zum Abendessen. Und so sieht das Büffet aus: Eine Salatbar, die von Tag zu Tag immer weniger im Angebot hat, bald ist sogar der Essig alle. Suppe, Reis oder Pommes mit Fleisch und eine Gemüsemischung. Für die Vegetarier (7 an der Zahl) gibt es Pommes mit frittiertem Käse. Oder frittiertem Blumenkohl. Pilze lassen sich auch frittieren. Oder zur Abwechslung mal Frühlingsrollen. 

Morgens bewundern wir bei strahlendem Sonnenschein, der uns die ganze Woche begleitet, die schneebedeckten Berge und sehen zum ersten Mal das Dorf bei Tag. In Axamer Lizum gibt es nicht viel. Aber alles, was man braucht. Ein Hotel. Einen vereisten Parkplatz, auf dem bei Nacht gelegentlich Waghalsige mit ihrem PKW Runden driften. Ein zweites Hotel. Eine verlassene Hütte, zu der nur Spuren hinführen, aber keine zurück. Eine Pizzeria, die mit ihrem Namen „Pfeffermühle“ eher an ein Hexenhaus als ein Restaurant erinnert. Ganz im Gegensatz zur Kundschaft, in die Jahre gekommene Ballermanndeutsche. Auch wenn Deutsch nicht die Hauptverkehrssprache ist: Im Hotel ist es Englisch. Zwischen dem Personal etwas Slawisches. Die Gäste kommen aus Dänemark, Schottland (dazu später mehr) und vielen anderen Orten.

Freitag 10 Uhr, die erste Skieinheit auf dieser Reise und für die 7 Anfänger das erste Mal auf Skiern. Während diese sich am ersten Tag ausschließlich im Tal mit dem Schlepplift an die neue Umgebung gewöhnen, erkunden die 14 Fortgeschrittenen mit Herrn von Leupoldt das gesamte Skigebiet. Es gibt 5 Lifte, unter anderem eine Zahnradbahn. Am Nachmittag müssen wir leider eine Stunde auf unseren Lehrer warten, weil dieser bei dem Versuch, die einzige schwarze Piste am gegenüberliegenden Sonnenhang auszutesten, auf Abwege geraten ist und 45 Minuten den Berg hochstapfen musste. Diese Zeit wurde aber natürlich hinten an die Skieinheit angehängt.

Am Samstagnachmittag, nach nur einem Tag Training, geht es für die Anfänger das erste Mal auf den Berg. Nach einer kurzen Fotopause wagen sie sich an die olympische Damenabfahrt, die einzige blaue Piste. Diese Strecke, die ein Fortgeschrittener innerhalb von 5 Minuten fährt, beansprucht mit Pausen zwei Stunden. Doch als wir unten ankommen, überschwemmt alle eine Welle von Euphorie. Wir haben es geschafft!

Das Werwolfspiel am Abend darf nicht zu lange dauern, schließlich haben wir um 9 Uhr eine Verabredung mit den Schotten. Diese sind im Durchschnitt 13 Jahre alt und haben uns zu einer Schneeballschlacht herausgefordert.

Am Sonntag schreiben wir den Theorietest, nachdem Herr von Leupoldt uns falsche Hoffnungen auf ein alkoholisches Freigetränk macht. (Er legt uns nahe, 10€ in ein Abendessen auf einer Hütte mit Käsespätzle und einem alkoholfreien Getränk zu investieren – mit breiter Zustimmung und großer Zufriedenheit hinterher). Am Montag begleiten die Anfänger die Fortgeschrittenen das erste Mal mit dem Sessellift ins rote Skigebiet. Am Ende des Lifts trennen sich unsere Wege und wir treffen uns erst zum Mittagessen wieder, das erste Mal auf einer richtigen Almhütte.

Am Nachmittag sowie am folgenden Tag dürfen wir frei fahren. Es wird in Gruppen aus Anfängern und Fortgeschrittenen gefahren und für die näher rückende Prüfung geübt.

Der Mittwoch ist Prüfungstag. Jeder fährt einzeln eine Strecke in mittleren Radien und absolviert einen Stoppschwung. Dem einen Teil schlafen also oben am Berg die Beine ein, während der andere sich unten einen Sonnenbrand holt. Der Nachmittag wird mit Geländespielen zugebracht, wobei wir am eigenen Leib erfahren, dass es praktisch unmöglich ist, nur mit einem angeschnallten Ski zu fahren und dass Synchronfahren bei Zwillingen besonders gut aussieht.

Am Donnerstag dürfen wir noch einmal in Gruppen fahren. Trotz unzähliger Warnungen schafft es eine Schülerin, sich auf der letzten Abfahrt beim „Walzer tanzen“ zu verletzen. 

Gegen 12:30 Uhr beginnen wir, unser Gepäck zurück in den Bus zu tragen. Nach 10 Stunden Fahrt sind wir wieder an der Schule. Bevor es endlich nach Hause geht, müssen wir noch die Skisachen im Skikeller verstauen. Die Schule ist um 1 Uhr morgens überraschend friedlich. 

Wir sind wieder in Berlin und hier endet auch unsere Reise.


Nele, Henrike und Gesa

 

Wir waren sehr verantwortungsbewusst und brav. An die nachfolgenden Generationen – vermasselt es nicht!