Metaphysik und Quantenphysik

Zum ersten philosophischen Oberstufenforum des Jahres und zum letzten des 4. Semesters treffen wir uns mit Prof. Johann Hafner, um über den Zusammenhang von Metaphysik und Physik zu diskutieren.

Würde man wie bei einem Film diese Entwicklung der vergangenen 13 Milliarden Jahre rückwärts laufen lassen, käme man zu einem Punkt, an dem alles auf kleinstem Raum verdichtet ist, als Ursprung von allem. Was war vor dem Ursprung? Gibt es nur einen Ursprung? Gibt es noch mehr Dimensionen als unsere? Was steuert der Ausflug in die Gravitationsphysik zum Thema Religion bei? Und in welchem Verhältnis stehen religiöse und physikalische Beschreibung der Weltentstehung zueinander? Prof. Johan Hafner beginnt seinen Vortrag mit zwei Durchläufen: zunächst stellt er Schöpfungsberichte verschiedener Kulturen und Glaubensrichtungen vor. Altägyptische und buddhistische Weltdeutungen,  Gnosis, Genesis. Hier wird ein Spannungsverhältnis deutlich: Beziehen sich die Berichte auf eine objektive Welterklärung oder handeln sie von mystischen Deutungen, durchsetzt von Metaphern und Narrationen, die mehr über das menschliche Erklärungsbedürfnis als über Naturwissenschaften aussagt?

Im zweiten Durchlauf kommt dann die aktuelle Quantenphysik zu Wort: Hubbles Beobachtungen, Richard Gotts kosmische Strings,  Quantentheorie, Quarks, schwache Kernkraft, Elektromagnetismus, Gravitation. Relativitätstheorie. Das ist unser Instrumentenbaukasten, um den Anfangszustand zu beschreiben und damit lässt sich auch rechnen. Aber können wir uns den Beginn des damit auch Universums  auch vorstellen? Kurzum: Uns brummt der Kopf in der Pause.

Wir identifizieren im Wesentlichen vier Verhältnisbestimmungen, die zwischen den religiösen Berichten und den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen auszumachen sind. Man muss sich entscheiden:

  1. Eine Bestimmung ist falsch. Religion und Physik können zumindest in diesen Fragen nicht nebeneinander Geltung beanspruchen (Konfrontation).
  2. Man braucht beide, um die Welt zu verstehen (Konvergenz). Dafür würde sprechen, dass es sich bei den physikalischen Theorien um hochabstrakte Hypothesen handelt. Sinnstiftung sieht anders aus!
  3. Beide reden über etwas anderes (Trennung). Wer religiöse Texte als empirische Aussagen liest, verfehlt schon das Anliegen von Glaube und Religion.
  4. Die Physik ist etwas Göttliches (Fusion). Weisen nicht die physikalischen Theorien mit ihren Leerstellen und unermüdlichen Versuchen einer Einheitstheorie auf dasselbe Konzept hin? Nicht alles kann bedingt sein, irgendwann muss ein unbedingter Punkt, ein unbewegter Beweger angenommen werden.

Wir wissen nun: Nichts passiert ohne Grund. Auch nicht dieser inspirierende Vormittag.  Wir verlassen beseelt das philosophische Oberstufenforum.

Kurz und Denda für den Fachbereich Philosophie, 26.01.2024