Why are you angry?
ist der Titel eines von Paul Gauguin gemalten farbgewaltigen Bilder und gleichzeitig
Namensgeber für die in der Alten Nationalgalerie laufende Ausstellung.
Im Rahmen der Projektwoche hatten wir uns erst mit der Vorstellung des „edlen Wilden“ bei
Jean-Jacques Rousseau auseinandergesetzt und dessen kulturkritische Vorstellungen
herausgestellt. Die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, dem Vor-Zivilisatorischen verbindet
Gauguin und Rousseau. Wie tief die innere Nähe des Künstlers zum Philosophen ist, lässt sich
anhand der Namensgebung seines Sohnes erahnen, den er nach Rousseaus Entwicklungsroman
„Émile“ nennt.
Paul Gauguin war ständig auf der Suche nach künstlerischen und spirituellen Inspirationen.
Aneignung, Inspiration und Verfremdung waren die Mittel seiner Wahl. Mit seiner ersten Reise
nach Tahiti erhoffte er sich, seine Träume von der Südsee und einem tropischen Atelier fernab
von der westlichen Zivilisation zu realisieren.
„Es war alles vorbei – nur noch zivilisierte Menschen. Es war traurig, von so weit her zu
kommen (...). Sollte es mir gelingen, irgendeine Spur dieser Vergangenheit zu finden, die so fern
und so geheimnisvoll war?“, schrieb Gauguin 1893.
Enttäuscht musste er erkennen, dass er ein künstlerisches und spirituelles Paradies nur finden
konnte, indem er es erfand.
A. Buntrock und M. Denda im Juli 2022