Raus aus meiner BUBBLE! Wie erkenne ich blinde Flecken & weite meinen Horizont?
Am Freitag, den 4. September 2020 machte sich der Philosophie Leistungskurs bei nieseligem Wetter auf zum XVII. Berliner Oberstufenforum Theologie/Philosophie, um mit Dominik Ritter verschiedene Ansätze der kritischen Theorie, dem „transformative learning“ zu diskutieren und der Frage nachzugehen: Wie komme ich aus meiner BUBBLE heraus und wie erkenne ich blinde Flecken?
Innere, oft unbewusste Muster prägen das Individuum und die Gesellschaft. In Diskussionen erscheinen diese Denkmuster gelegentlich als unsichtbare Mauern. Doch oft schränken diese inneren Muster und Mauern die eigenen Entwicklungschancen und die anderer ein. Es gibt jedoch Methoden, um diese unsichtbaren Kräfte zu erkennen, den eigenen Denkhorizont zu weiten und geteilte Grundannahmen gemeinsam zu hinterfragen. Wie kommen wir zu Verständigung, wenn jede*r in seiner eigenen Wahrheit lebt? Wie erkennen wir die Beschränktheit unserer eigenen BUBBLE? Um uns selbst betrachten zu können, um überhaupt in ein Verhältnis zu uns selbst zu kommen, müssen wir uns notwendigerweise objektivieren, d.h. uns selbst gegenüberstellen und damit gleichsam aufspalten: So ist das Ich, das sich als Subjekt selbst betrachtet, und dasjenige, das als Objekt Gegenstand der Selbstbeobachtung ist, immer durch die Subjekt-Objekt- Differenz voneinander getrennt. Genau wie das Auge sich niemals unmittelbar selbst sehen kann, kann auch das „eigentliche“ Ich erkenntnistheoretisch nicht aus dem toten Winkel geholt werden. Daraus ergibt sich der unheimliche Befund, dass uns immer verschlossen bleibt, wer wir „wirklich“ sind. Wir erleben uns nur in der Weise, wie wir uns selbst erscheinen, also in unseren Selbstbildern, die wiederum signifikant durch die Bilder geformt sind, die andere von uns haben und in denen wir uns selber spiegeln. Um aus der je eigenen BUBBLE herauszutreten und diese zu erkennen, braucht der Mensch notwendigerweise ein Gegenüber, das als Gegenfolie fungiert. Alles in allem ein erfrischender Freitag mit guten Impulsen für die Erkenntnisphilosophie des Semesters! Wir danken dem Referenten für ein frisches Thema, wenn auch nicht alle Widersprüche aufgelöst werden konnten, Frau Visse für Ihre sehr herzliche Einladung und den überaus fachkundigen Referenten für ihre Betreuung. Am Ende der Veranstaltung schien dann auch die Sonne: Was will man mehr?
Martina Denda